Kaisen-Stift – BDA-Preis 1998
Der vorgefundene Ort offenbart ein langes und schmales Grundstück, in Mitten der sehr großzügigen Weide- und Fleetlandschaft Borgfelds. Das vorhandene Gebäudeensemble am Rethfeldsfleet (Wohnhaus und Stallgebäude des ehemaligen Bürgermeisters Wilhelm Kaisen) sind prägende Merkmale des Ortes und Bestandteil des Entwurfs- und Gestaltungskonzeptes. Das Kaisen-Stift beherbergt 24 Kinder und Jugendliche unterschiedlichen Behinderungsgrades und Alters zwischen 8 und 18 Jahren. Das Stift ist aufgeteilt in drei Wohngruppen für jeweils acht BewohnerInnen und zwei BetreuerInnen. Die Eigenständigkeit der Wohnhäuser, die durch eine transparente Flurachse verbunden sind, sollen „das Leben in der Familie“ fördern. Ruhige, geneigte Dächer, weiß geputzte Sockelbereiche mit einem aufgesetzten, holzverschalten Dachgeschoss finden ihre Entsprechung im vorderen Teil der Wohnanlage wieder und verleihen dem Stift eine Identität. Die Ablesbarkeit und Gliederung der einzelnen Baukörper schafft einen angemessenen Maßstab zur Umgebung. Großzügig verglaste Zwischengänge und Wohnbereiche mit den zusammengezogenen Fensterbändern der Bewohnerzimmer verleihen dem Ensemble eine gewollte Transparenz und Offenheit, sowie eine bewusst einfache Architektursprache.
Auszug aus dem Jurybericht:
„Am Rande der Marschlandschaft erzeugt das „Kaisen-Stift“ durch zwei offene Höfe mit drei Gruppenhäusern und einem Gemeinschaftstrakt sozialen Raum und soziale Erfahrung. Hervorzuheben ist die Ausgewogenheit zwischen schlichten und sparsamen Details und dem Einsatz der Materialien von Stahlrahmungen und Glasflächen, farbig verputzter Wandflächen und Stulpschalungen aus Holz, wie sie sich im ländlichen Bauen der Umgebung wiederfinden. Zugleich sind Offenheit und Geschlossenheit zwischen lndividualräumen und Gruppenräumen zwischen Innenräumen und Außenräumen, zwischen den Kommunikationswegen und den U-förmigen Höfen und zwischen diesen Höfen und der Landschaft auf eine besondere Weise ausgependelt. Das Kaisen-Stift wird auf bescheidene Weise zu einer vorbildlichen Architektur für eine soziale Einrichtung.“
Auftrag | Wilhelm und Helene Kaisenstiftung vertreten durch Dr. Hübotter Wohnungsbau GmbH |
Raum | 1.330 qm BGF, 800 qm Wohnfläche |
Ort | Borgfeld, Bremen |
Zeit | 1995 – 1997 |
Bild | Atelier Michael Wortmann |
Team | Markwart & Amende Architekten |